Was ist kognitive Verhaltenstherapie?


Der Begriff Verhaltenstherapie lässt zunächst den Schluss zu, durch bloße Verhaltensänderung seine belastenden, nicht erwünschten Verhaltensweisen verändern zu können. Das stimmt so jedoch nicht.

Zunächst ist die Verhaltenstherapie ein wissenschaftlich etabliertes und anerkanntes Verfahren, das nachweisbar sehr effektiv bei einem Großteil psychischer Krankheitsbilder hilft. Sie beginnt mit einer Problem- und Verhaltensanalyse des Betroffenen. Eingebettet in die persönliche Geschichte mit eigener Biographie und der aktuellen Lebenssituation werden anschließend Ziele besprochen. Über verschiedene verhaltenstherapeutische Methoden wird dem Betroffenen aufgezeigt, wie ungesundes Denken und Verhalten entsteht. Hier punktet die Verhaltenstherapie mit dem „Aha-Effekt“. Menschen, die oft jahrelang unter eingefahrenen Verhaltensmustern leiden, verstehen durch Problem- und Verhaltensanalyse, warum sie z.B. traurig sind oder Angst haben. Somit kann der Betroffene „Experte“ für sein eigenes Krankheitsbild werden. Das ist der theoretische Teil der Therapie. Die praktische Arbeit bedient sich verschiedener Techniken zur Veränderungen von Gefühlen, Denken und Verhalten. Ziel ist die Hilfe zur Selbsthilfe.
Das Grundprinzip der Verhaltenstherapie geht davon aus, dass Verhalten auch wieder „verlernt“ werden kann. Gleichzeitig ist die Verhaltenstherapie ein strukturiertes Therapieverfahren, das den Betroffenen essentielle Impulse geben kann, um ungesunde Muster aufzuweichen.

Das ist meines Erachtens auch die Grenze der kognitiven Verhaltenstherapie. Sie ist in einigen Fällen zu strukturiert. Gerade da, wo sich Menschen im „Hamsterrad“ befinden und meinen, „funktionieren“ zu müssen, braucht es eine Ebene, die Raum schafft, zu „sein“. Eine weitere Grenze der Verhaltenstherapie sehe ich in ihrer kognitiven Ausrichtung. Denken beeinflusst Gefühle und das Verhalten – so viel ist sicher. Aber inwieweit kann der Kopf dem Herz, dem Bauch das auch beibringen? Der Verstand weiß viel, aber was sieht und fühlt mein Herz, was sagt mein Bauch? Wir leben in einer Welt, in der schmerzliche Erlebnisse dazugehören, also auch alle Gefühle! Der Verstand und die Fähigkeit zu denken ist ein Geschenk, gleichzeitig steht uns der Kopf oft im Weg. Und was bringen uns Strategien und Methoden, wenn hier wertvolle Gefühle „weggedacht“ werden müssen, damit es sich gut anfühlt? Am Ende sind Emotionen doch da. Vielleicht sind sie erst einmal nur eine Information für jeden Einzelnen und immens wichtig.

Wenn ich einen Raum habe, wo ich angenommen werde, und es okay ist, wie ich bin, kann es durch die therapeutische Beziehung möglich werden, dass ich wieder Kontakt zu mir selbst habe. Erst im weiteren Prozess kann ich lernen, schmerzliche Erfahrungen zu integrieren und damit ein selbstbestimmtes, freieres Leben zu führen.
Diese Sichtweise auf den therapeutischen Prozess ist meine persönliche Erfahrung und Meinung, die ich aus meiner Arbeit mit Menschen in Klinik und Praxis mitnehme.